Simplicissimus

Simplicissimus
I
Simplicịssimus,
 
1) politisch-satirische Wochenschrift, gegründet 1896 in München von A. Langen, mit einer Auflage zwischen 80 000 und 100 000 Exemplaren. In der Kaiserzeit und während der Weimarer Republik übte der Simplicissimus mit seinen fantasievollen Karikaturen die schärfste Gesellschaftskritik in Deutschland. Die Bilder lieferten Zeichner wie T. T. Heine, E. Thöny, R. Wilke, O. Gulbransson, B. Paul und K. Arnold, die Bildunterschriften entstanden überwiegend im Redaktionskollegium. Ab 1933 gleichgeschaltet, war der Simplicissimus wiederholt staatlicher Zensur ausgesetzt, 1944 stellte er sein Erscheinen ein. 1954-67 erschien er erneut, erreichte jedoch nicht sein früheres Niveau.
 
 
S., bearb. v. C. Schulz-Hoffmann, Ausst.-Kat. (1977);
 
S. Glanz u. Elend der Satire in Dtl., hg. v. G. M. Rösch (1996).
 
 2) Sịmpl, 1903 in München eröffnetes Künstlerlokal, dem die kabarettistisch aktiven Gäste seinen eigenen Charakter verliehen. Zu ihnen gehörten u. a. E. Mühsam, J. Ringelnatz (»Hausdichter« 1909-11), H. Ball, Isadora Duncan und F. Endrikat. Versuche, den Simplicissimus als kabarettistische Institution nach 1945 (Auftritte von Evelyn Künnecke, * 1921, ✝ 2001; Helen Vita, G. Fröbe) weiterzuführen, scheiterten.
 
 3) Sịmpl, 1912 in Wien eröffnetes Kabarett, das v. a. unterhaltende Kleinkunst bietet. Populär wurden die im Simplicissimus in den 20er-Jahren von F. Grünbaum und K. Farkas entwickelten Doppelconférencen. Der Simplicissimus ist das älteste bestehende Kabarett Wiens.
II
Simplicịssimus,
 
Simplicius, Held des Romans »Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch« (1669) von J. J. C. von Grimmelshausen. Der von einem Einsiedler erzogene Simplicissimus, der der Welt zunächst naiv gegenübersteht, muss alle Listen anwenden, um sich in der Welt des Dreißigjährigen Krieges zu behaupten, erlangt Ansehen, zieht sich aber schließlich wieder in das Einsiedlerdasein zurück. Der Name wurde zum Symbol des naiv-listigen Schelms.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Grimmelshausen und sein »Simplicissimus«: Von der Wahnhaftigkeit der Welt
 

Universal-Lexikon. 2012.

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